Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe
Bartholomäer,
… der Weg aus dieser Coronakrise.
Das ist momentan das beherrschende Thema. Soll diese Öffnung, sollen die Lockerungen schnell umgesetzt werden, um bald wieder alle
Freiheiten zurück zu bekommen. So wie es das Bundesland Thüringen plant, um ab 6. Juni möglichst keine Beschränkungen mehr zu
haben. Die Idee dahinter: auf die Verantwortung jedes einzelnen zu bauen, zu vertrauen, dass jeder sich richtig verhält, auf die
Selbstdisziplin und Selbstbestimmung zu setzen. Das klingt gut. Doch, geht es auch gut ?
Oder ist der andere Weg der bessere: in bedächtigen, langsamen Schritten, quasi auf Sichtweite die Lockerungen stufenweise zu
gehen, dem Staat das Heft des Handelns, also die Vorgaben weiter zu überlassen, um nur allmählich zu öffnen.
Ganz unabhängig, zu welchem Weg Sie persönlich tendieren, so sollten wir bei dieser heißen Diskussion ein paar wichtige Punkte
nicht außer Acht lassen:
Der seitherige Weg hat sich nach meiner Einschätzung bis jetzt bewährt. Wer das komplett anders sieht möge sich auch nur ein paar
Wochen zurück erinnern: An die Bilder, die uns aus Italien, aus dem benachbarten Elsaß und aus Spanien erreicht haben und dann den
Vergleich zu unserem Land ziehen: Nicht alles war und ist auch bei uns freilich gut. Ja, es hat uns auch Einschränkung, Geduld,
Disziplin, Opfer, Aufwand, Ärger und Zweifel gleichermaßen gekostet.
Doch: Wir sind bislang respektabel durch diese Zeit gekommen.
Ein weiterer Aspekt ist mir wichtig: Wir sind nicht über dem Berg. Das will heißen, egal welchen Weg wir jetzt wählen, den
vermeintlich schnellen oder den gestuften und schrittweisen. Das Virus ist nicht besiegt. Wir benötigen mindestens dazu ein
wirksames Medikament, besser sehr schnell den richtigen Impfstoff. Es bedarf deshalb weiterhin einiger Anstrengung, mit dieser
Plage auch in der nächsten Zeit umzugehen. Ermutigend sind dabei die deutlich rückläufigen Zahlen der Neuinfizierten. Wachsam
müssen wir dennoch bleiben, wie jüngste „Rückschläge“ und der lokale Anstieg von Erkrankten anlässlich eines
Gottesdienstes oder eines Gaststättenbesuchs in anderen Bundesländern zeigen.
Und schließlich: auch wenn die hohe Politik mehr und mehr auf die Eigenverantwortung und die Selbstbestimmung jedes einzelnen
setzt, so braucht das gemeinsame Zusammenleben immer Rahmenbedingungen, Leitplanken. Es braucht immer die Spielregeln, an die
sich jeder hält. Die im übrigen auch kontrolliert werden. Ohne diese funktioniert keine Gemeinschaft, ob im Kleinen oder Großen.
Das gilt besonders in Krisenzeiten wie in diesen.
Daher lade ich Sie ein, wachsam, aufmerksam und informiert den Weg gemeinsam aus dieser Coroankrise zu gehen.
Bei diesem Weg aus der Krise wünsche ich Ihnen: Bleiben Sie gesund - und falls momentan nicht, werden Sie rasch wieder gesund,
Ihr
Thomas Kuhn
Bürgermeister