Aus Bartholomä

Aktuelles von der Museumsscheune
24.02.2023

Vom hässlichen Entlein …

… zum schönen Schwan
25 Jahre Museumsscheune. Wie kam es dazu?
Mitte der 90er Jahre kaufte die Gemeinde die Amalienhof-Scheunen zurück, die zuvor an eine Baugesellschaft veräußert worden war. (Diese entwickelte auch das Feriendorf „Amalienhof“)
Lange Jahre tat sich nichts. Allerlei Gesindel trieb sich in den Scheunen herum. Dann wurde bekannt, dass sich der Scheunenbesitzer in Geldschwierigkeiten befand. Kurzentschlossen kaufte die Gemeinde die Scheunen wieder zurück, um so selbst über die Zukunft dieses Geländes bestimmen zu können. Die große ehemalige Vieh- und Getreidescheuer erwarb danach die Familie Schang und baute sie in das gemütliche „Braighausen“, einem nostalgischen Festsaal mit Schankerlaubnis um.
Um die kleinere Scheuer kümmerte sich zunächst niemand, sie stand leer und jeder konnte nach Belieben dort ein- und ausgehen und Dreck, Unrat und Zerstörung hinterlassen. Ihr Zustand wurde immer erbärmlicher. Immer mehr Dachziegel fehlten, Scheiben wurden mutwillig eingeschmissen und Bretter aus der Wandverkleidung herausgerissen. Ganz eindeutig, die Scheune wurde zum "hässlichen Entlein des Amalienhofes". Nach vorheriger Absprache mit dem damaligen Bürgermeister Georg Haas unternahm Reiner Wieland, Rektor unserer Grund- und Hauptschule und Vater des "Bartholomäer Roßtages" den Versuch, hier preiswerte Abhilfe zu schaffen. Es gelang ihm, einige rüstige Rentner zu aktivieren, die bereit waren, dem tristen Dasein der Scheune ein Ende zu bereiten und ihr neuen Glanz zu verleihen. Und die Rentner griffen an. Zunächst galt es zentnerweise Dreck und Abfall aus allen Räumen der Scheune zu entfernen. Dachziegel, Bretterverschalungen und zerschlagene Fensterscheiben mussten ersetzt und der Staub der Jahrzehnte mühsam abgesaugt werden.
Und, oh Wunder, in relativ kurzer Zeit verwandelten die Amalienhofrentner das "hässliche Entlein" wieder in eine begeh-, benütz- und vorzeigbare Scheune. Ein Wunder war diese Verwandlung keinesfalls, es war der überlegte, von Fachkenntnissen der Rentner profitierende Arbeitseinsatz all der Männer und Frauen, die sich die Renovierung dieser Scheune zum Ziel setzten. Sie trafen sich regelmäßig an jedem Dienstag zum Arbeitseinsatz in der Scheune, was nun auch schon für die 2. Generation gilt. Und für all die Männer und Frauen, die dort draußen arbeiteten und noch immer arbeiten wurde der Ehrenbegriff "Amalienhofrentner" geprägt.
Was aber sollte nun aus dieser Scheune gemacht werden? Über diese Frage wurde eingehend in der Gemeinderatssitzung vom 24.06.1997 beraten. Es wurde angeregt, dass man hier eine Unterkunft für die Rosstagsfuhrwerke und die bisher gesammelten heimatgeschichtlichen Museumsstücke schaffen könnte. Die Gemeinde besaß damals 20 verschiedene Fuhrwerke, die für den Roßtagseinsatz benötigt wurden und die größtenteils im Feriendorf Rötenbach untergebracht waren. Was also lag näher, als die Scheune für die Unterbringung der Roßtagswagen und der Museumstücke einzurichten. Noch zögerten die Verantwortlichen, wie sollte man das neue "Kind" taufen, wer sollte Träger dieser Unterstell- und Museumsscheune werden?
Man schlug die Gründung eines Museumsvereins vor, der Träger und Eigentümer des Areals sein sollte und der die nicht ganz unerheblichen Kosten von über 100.000 DM übernehmen sollte. Es ist klar, dass sich für ein so unsicheres Geschäft niemand zur Verfügung stellen wollte und konnte. Auch Reiner Wieland, Rektor der Grund- und Hauptschule Bartholomä, der Vater der Scheunenerneuerung machte sich Gedanken und Sorgen darüber wie es weitergehen sollte. Dazu fertigte er eine Schrift an, die er in der Hoffnung auf eine entsprechende Resonanz bei den Amalienhofrentnern und auch im Ort selbst verteilen ließ:
Onser Schuier
Bis 1997 hat onser Schuier oim ghört, der vergantet isch. Ganz rakomma hot se ausgseha. Ned amol a Dir hot se ghet ond älles Gsendel hot sich dren romtrieba. Für d'Lausbuoba wars a Eldorado! Entsprechend ausgseha hots inna denna. 1997 hat se d'r Schuldes ond Gmoidrät kauft. A'weng Bauchwai hent älle mitanandr ghet.
Aber Glück hent'se ghet -fast wia em Lotto an 6er gwenna war des - ¬denn a paar Rentner hent net viel gschwätzt, sondern end 'Händ gspuckt, d´r Neffe Helmut, d´r Maiers Georg, d´r Franka Hans, d´r Duscheks Hans, d´r Funka Erich, d´r Theurers Fritz ond d'r Bareis Hans. Dia hent 2 Johr lang äll Denstig von morgens bis obends gschafft.
Wenn Not an Mann war hent au no d´r Staudenmaiers Eugen, d´r Streichers Gotthard, d'r Egels Erwin, d´r Vetters Anton, d'r Duscheks Ernst, d'r Duscheks Walter, d´r Feichtenbeiner Josef, d´r Künhöfers Josef, d'r Lothar Wolf, d´r Öhres Robert, d'r Bauers Hans, d' Anne Staudenmaier, d´r Schirles Edmund, d'r Steppes Karl-Heinz ond d'Frau Sommer g'holfa.
Wenn mir B´schläg oder sonst ebbes aus Eise braucht hent, war d'r Fuchsa Max da.
Manchmol war´s au nedig, daß d'Gmoidarbeiter d'r Hermann Kopp, d'r Helmut Kopp, d'r Jürgen Krieger, d'r Karle Gunzenhauser, d'r Eugen Haas. d'r Helmut Spießhofer ond d'r Nimon mit schwerem Gerät anrücke miasa hent.
Qnd ois muaß m'r saga, dr Schultas bot sich dia Sach zur Herzenssach gmacht, ond mit em Bier hot er sich au net lompa lassa.

Und wer Reiner Wieland kennt, weiß, dass er, wenn er Vorschläge zu bestimmten Vorgängen macht, diese immer mit ganz bestimmten Hintergedanken unterbreitet. Er war es nämlich, der das Kunststück fertigbrachte, in Bartholomä einen Roßtag zu etablieren, einen Roßtag, der eine unglaubliche Resonanz fand und der 1987 erstmals abgehalten und mit über 12.000 Besuchern ein Riesenerfolg war. Klar, einen solchen Erfolg lässt man nicht ungenutzt! Man legte fest, dass die Roßtage zukünftig im zweijährigen Rhythmus durchgeführt werden sollten, was auch mit immer besseren Ergebnissen geschah. Bis zu 100 Gespanne beteiligten sich an den Umzügen. Viele der dafür eingesetzten Wagen gehörten der Gemeinde. Für diese Fahrzeuge und die schon recht zahlreich vorhandenen Museumsstücke benötigte man Unterstell- und Aufbewahrungsmöglichkeiten. Und man benötigte Menschen, die sich sowohl für die Museumsstücke als auch für die landwirtschaftlichen Wagen und Geräte und für am Rosstag anfallende Arbeiten verantwortlich fühlten. Dass dies die Amalienhofrentner konnten, haben sie mit der Restaurierung der Scheune augenfällig bewiesen. Was also lag näher als sie mit dieser Aufgabe zu betreuen. Die Amalienhofrentner sagten zu, das Problem der Roßtagswagen- und Museumsscheunenbetreuung war damit gelöst und das Kalkül Reiner Wielands aufgegangen. Dienstag für Dienstag trafen und treffen sich nun die Rentner, planten, hämmerten, sägten, reparierten stellten um, stellten neu auf, kurzum, sie krempelten innerhalb kürzester Zeit die ehemalige Gutshofscheune in ein sehens- und beachtenswertes Museum um; ein blühendes Beispiel für ehrenamtliches Engagement.
Um das neue 'Amalienhofrentner Museum' bekannt zu machen, luden die Gemeindeverwaltung Bartholomä und die Amalienhofrentner auf den 11. Okt. 1998 zu einem ersten „Tag der offenen Tür“ ein und viele interessierte Besucherinnen und Besucher kamen zu Fuß, mit dem Auto oder ganz museal mit den Pferdedroschken von Eugen Niederberger und Hans Schuster und bestaunten das, was aus der alten Scheuer geworden ist.
(Quelle: Lothar Wolf, Reiner Wieland, Erwin Ritz)
Termine:
Die Museumsscheune präsentiert sich in diesem Jahr gleich 2mal der Öffentlichkeit.
Am 6. Mai heißt es zum Kreisjubiläum „Bartholomä entdecken“. Dazu laden wir die Besucherinnen und Besucher zum Tag der offenen Tür ein.
Am 17. September findet dann der Jubiläums-Museumstag statt. Das Programm dazu wird derzeit ausgearbeitet.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Die Amalienhofrentner
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