Auch diesen Herbst lud der Partnerschaftsverein Bartholomä zu einer Lesung in die Gemeindebücherei ein. Die Vorsitzende des
Partnerschaftsvereins Amici die Casola, Bettina Ritz, konnte in der voll besetzten Bücherei zahlreiche Gäste zu der in
Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und der Dorfbücherei organisierten Veranstaltung begrüßen und betonte, dass durch die
Lesungen viele Bartholomäer Bürger Zugang zu italienischer Literatur bekommen und die deutsch-italienische Freundschaft weiter
belebt wird.
Frau Angelika Huber-Sommer las aus dem Roman "Über Meereshöhe" von Francesca Malendri, der von der italienischen Kritik als
Meisterwerk gefeiert wurde.
Es ist das Jahr 1979, als sich zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, auf einer italienischen Gefängnisinsel
begegnen: Luisa, eine Bergbäuerin, die ihre fünf Kinder allein großzieht, weil ihr Mann in seinem Jähzorn zum Mörder wurde, und
Paolo, ein ehemaliger Lehrer, der nach wie vor nicht versteht, wie sein einziger Sohn zu einem Terroristen werden konnte. Luisa ist
von einfachem Gemüt, ihr fehlt der Ehemann bei der alltäglichen Arbeit, bei Nacht vermisst sie ihn nicht, braucht sie doch keine
Angst mehr vor seinen Zornesausbrüchen haben. Dennoch hält sie zu ihm und nimmt Tagesreisen auf sich, um ihn im Gefängnis zu
besuchen. Paolo dagegen ist hochgebildet, als Lehrer der Geschichte und Philosophie hat er seinen Sohn humanistisch erzogen und
muss sich nun fragen, welche Schuld er an dessen Radikalisierung trägt. Ein Sturm zwingt sie auf der Insel zu übernachten, zaghaft
entwickelt sich ein Gespräch, eine Begegnung, die für beide Trost spendet und für ihr weiteres Leben prägend wird. Die Autorin, die
auch in Deutschland schon wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste stand, schrieb ein emotional aufwühlendes und sehr poetisches
Stück Literatur, aus dem Angelika Huber-Sommer die richtigen Passagen auswählte, um die tiefgründige Beziehung von Luisa und Paolo
zu beschreiben.
Claudia Moser dankte Frau Huber-Sommer für die Auswahl des Romanes die nicht treffender sein konnte. Unwillkürlich denkt man an
Gudrun Ensslin, in Bartholomä geboren und führendes Mitglied der RAF. Aufgewachsen in einem Pfarrhaus wurde auch sie zur radikalen
Täterin. Auch ihre Eltern werden sich gefragt haben, welchen Anteil sie hatten.
Claudia Moser übergab eine Ausgabe des Buches und die statt eines Eintrittes gesammelten Spenden an die Bücherei.